1889 - 1934

Am 29. Juni 1889 feierte der Männerchor Birsfelden in der Brauerei Bürklin sein 25-jähriges Bestehen. Die Stimmung muss äusserst euphorisch gewesen sein und «als die Wogen der Begeisterung mächtig durch den Saal der Brauerei brandete, gewann in den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1889 die Idee der Gründung eines Vereins zur Unterstützung und Förderung von Jugendfesten durch eine Ansprache von Ferdinand Lapp Form und Gestalt an».

Es sollte also ein Verein gegründet werden, der für die Birsfelder Schüler Jugendfeste organisieren sollte.

Eine spontan durchgeführte Kollekte ergab den für damalige Verhältnisse stolzen Betrag von CHF 31.–. Die Idee wurde weiterverfolgt und am 6. Oktober des gleichen Jahres kam es zur konstituierenden Versammlung. Albert Schwander, der die Statuten entworfen hatte, wurde zum ersten Präsidenten des neugegründeten Jugendfestvereins (JFV) gewählt.

In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens bildeten Jugendfeste sowie die finanzielle Unterstützung von Aktivitäten der Schulpflege und der Lehrerschaft die Hauptaktivitäten des Jugendfestvereins. Die damaligen Jugendfeste waren einander alle ähnlich: die Schülerinnen und Schüler besammelten sich klassenweise bei einem Schulhaus und liefen dann angeführt von Tambouren, mit wehenden Fahnen, viel Musik und Gesang in einem Festumzug durch das Dorf. Es folgten Reden auf dem Festgelände, Speis und Trank und schliesslich Spiele für die Schülerinnen und Schüler.

Der Verein unterstützte aber auch weitere Anlässe wie z. B. Schulkonzerte und das Waldfest im Jahr 1890.

Durch das rasche Wachstum des Jugendfestvereins in personeller wie auch finanzieller Hinsicht konnten schon bald weitere Aktivitäten ins Auge gefasst werden. So beschloss der Verein 1892 eine Statutenrevision, wonach auch Schulreisen finanziell unterstützt werden konnten. Armut und die daraus resultierende schlechte Ernährung führten allerdings dazu, dass es vielen Kindern körperlich nicht möglich war, längere Wanderungen zu unternehmen.  Mädchen waren zu jener Zeit gar nicht zugelassen und so profitieren von den Zuwendungen des Vereins nur ein Teil der Birsfelder Schulkinder.

Weitere Jugendfeste und Schülerkonzerte kurz nach der Jahrhundertwende wurden grosse Erfolge. In den Sommerferien wurden dann zum ersten Mal «Ferienhorte» eingeführt, um die Betreuung der Kinder ausserhalb der Schule zu ermöglichen. Anfangs handelte es sich dabei jedoch nur um Ausflüge für diejenigen Kinder, welche ihren Eltern nicht bei der Arbeit helfen mussten. Aber damit war auch eine Entlastung für zahlreiche arme oder überforderte Eltern gegeben. Als Abschluss des ersten Ferienhorts des Vereins wurde eine zweitätige Reise ins Oberbaselbiet unternommen.

Von 1904 an verschob sich das Schwergewicht der Veranstaltung von den Jugendfesten weg zu den Schulreisen. Ein Pfarrer und einige Lehrer hatten sich gegen die Organisation von Jugendfesten ausgesprochen, weil sie der Ansicht waren, dass diese keine erzieherischen Wert hätten und aufgrund der verschiedenen Bekleidung der Kinder den Unterscheid zwischen Arm und Reich erst recht betonen würde. So subventionierte der Verein in erster Linie die immer häufiger werdenden Schulreisen, während das nächste Jugendfest erst wieder 1912 stattfinden sollte.

Im Jahr 1904 wurde eine Kommission zwecks Gründung einer Jugendbibliothek ernannt. Dies war möglich geworden, weil zwei Schülerkonzerte grosse Einnahmen erzeugt hatten und zudem die Handschinstiftung einen Beitrag beisteuerte.

1905 geriet der Verein in eine finanzielle Krise, da das vom Verein finanzierte Theaterstück «Wallensteins Lager» zu einem Misserfolg mutierte und auf wenig Interesse bei der Birsfelder Bevölkerung stiess. Aus diesem Grund musste vorübergebend auf die Unterstützung von Schulreisen und Ferienhorten Abstand genommen werden.

1906 wurden endlich auch Mädchen zu den Ferienhorten zugelassen.

In den Folgejahren beteiligte sich der Verein zudem an der Anschaffung von Schuhen für arme Kinder und am Umbau der «kleinkinderschule».

Der erste Weltkrieg veränderte das Birsfelder Schulleben sehr: infolge Einquartierungen von Soldaten musste der Schulbetrieb stark eingeschränkt werden. Der Bevölkerung fehlte es an allem. Zudem erfasste eine Grippewelle das gesamte Land. Umso bedeutender für die Kinder war, dass Schülerkonzerte und Schulreisen dennoch stattfinden konnten.

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1934 - 1964

Das Jahr 1934 wurde insofern zu einem Meilenstein in der Geschichte des Vereins, da dieser die Jugendhorte (Ferien- und Knabenhorte) von da an ganz in seine Hände nahm.

Lange Zeit war Basel der Hauptorganisator gewesen und der Verein zahlte lediglich einen Beitrag.

Mit der Unterstützung der Schulreisen war man inzwischen soweit, dass auch Kinder aus ärmsten Familienmitreisen konnten.

Die Wirtschaftskrise und der drohende Zweite Weltkrieg brachten erneut grosse finanzielle Schwierigkeiten, weil viele Mitglieder ihre Jahresbeiträge nicht mehr zahlen konnten. Allerdings wurden auch andere Gründe für den Mitgliederrückgang genannt: «Aber auch der materielle Zeitgeist der nur nehmen und nichts geben will, hat Lücken in unsere Mitgliederreihen gerissen, was der Vorstand ausserordentlich bedauert….».

Der damalige Kassier Alfred Muggli war zudem der Meinung, dass der Name «Jugendfestverein» ein Hindernis für die Mitgliederwerbung darstellen könnte. Daraufhin wurde erstmals die Namensänderung des Vereins angedeutet.

1939 wurde der Verein 50 Jahre alt, jedoch verhinderte der zweite Weltkrieg ein Jubiläumsfest.

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1965 - 1989

1965 wurde der Sternenfeldsportplatz eingeweiht. Der Verein sowie andere Birsfelder Vereine und die Lehrerschaft zeichneten sich für die Organisation verantwortlich.

Die Hortarbeit, die Subventionen für die Schulreisen und die Jugendmusikschule stiessen weiterhin auf grosses Interesse, während dem die Jugendfeste etwas in den Hintergrund gerieten. So kam es 1965 zu einer Neuorientierung des Vereins sowie zu einer Namens- und Statutenänderung. Aus dem Jugendfestverein wurde der «Verein für die Schuljugend» mit dem primären Ziel der Förderung aller im Dienste der Schuljugend von Birsfelden stehenden Institutionen. Damit waren Aktivitäten wie die Jugendhorte, Freizeitkurse das Subventionierung von Schulreisen, die Jugendbibliothek, die Musikschule, die Durchführung von Jugendfeten und die Förderung der Kontakte zwiscjen Schule und Elternhaus gemeint.

Freizeitkurse konnten erstmalig im Winter 1966/67 stattfinden: so gab es Angebote wie Schreibmaschinenschreiben, Emailieren und Modellieren. 1967 sowie 1971 wurden dann wieder Jugendfeste durchgeführt. In den Folgejahren wurden laufend weitere neue Aktivitäten und Angebote ausgeschrieben. Das Freischwimmen in der Schwimmhalle im Winter erfreute sich grosser Beliebtheit bei den Birsfelder Kindern, so dass 1974 2800 Besuche verzeichnet werden konnten. Im Jubiläumsjahr «100 Jahre Birsfelden» wurde natürlich wieder eine grosses Jugendfest durchgeführt.

1976 erfolgte der Beitritt zur IG der Birsfelder Kultur- und Sportvereine sowie eine weitere Statutenrevision. Die Wandertage wurden durch den Beitritt zur Organisation «Basler Ferienpass» ersetzt.

In den Jahren danach wurden verschiedene neue Kurse angeboten, die sich grosser Beliebtheit erfreuten: so z. B. ein Mathematikkurs für Eltern oder erstmalig ein Fotokurs. Auf grossen Anklang stiessen auch ein Jahr später die eingeführten Ski- und Schlittelnachmittage.

Das Jahr des Kindes brachte wiederum ein grosses Jugendfest. Dieses war ein attraktiver und erfolgreicher Grossanlass. Seifenkistenrennen, Zirkus, Schulhausfest und weitere Attraktionen standen dabei auf dem Programm. Zudem wurden im selben Jahr unter dem Moto «Kinder helfen Kindern» Kontakte weit über die Gemeindegrenzen hinaus geknüpft. Eine Missionsschule für Waisenkinder in Haiti wird seit diesem Jahr regelmässig finanziell unterstützt.

In den Folgejahren wurden die Tätigkeiten des Vereins in etwa gleichem Rahmen weitergeführt. Wandertage und Velotouren wurden aber mit der Zeit mangels Interesse eingestellt. Dafür organisierte der Verein andere Veranstaltungen, z. B. Seifenkistenrennen, Weidlingsfahrten, Gutzibackkurs etc.

Für die Oberstufe wurde der sogenannte «Kultur-Fünfliiber» gedacht. Damit konnten ganze Schulklassen mit Hilfe einer finanziellen Unterstützung des Vereins an Theateraufführungen, Kinovorstellungen und anderen kulturellen Veranstaltungen besuchen.

1984 wurde ein weiteres erfolgreiches Jahr für den Verein. Mit einem Jugendfest wurde die Ludothek ins Leben gerufen. Nach einer grossangelegten Sammelaktion und diverser sonstigen Zuwendungen konnte die Ludothek 1985 endlich eröffnet werden.

Im Rahmen des Jugendfestes wurde dann auch die erste Birsfelder Stafette durchgeführt: diese wurde zu Fuss gerannt, mit Velo oder Rollschuhen gefahren. Abgerundet wurde das Ganze dann mit einem grossen Schulhausfest im Rheinpark.

1986 organisierte der Verein die zweite Stafette. Unter dem Motto «dr Kupfrig Stänzler», dem eine alte Birsfelder Sage zugrunde liegt, wurde dieses Mal gerannt, geradelt, gepaddelt, gehüpft, geschwommen, mit Seifenkisten gefahren, mit Rollschuhen gelaufen und sogar durch die Birs gewatet.

1989 war dann das 100-jährige Jubiläumsjahr des Vereins: mit einem 3-tägigen-Dorffest sowie mit einer tollen Projektwoche in allen Schulen – unter anderem mit einem grossen Zeltlager – wurde dieses gefeiert.

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Vereins wurde 2014 erneut ein grosses Fest auf die Beine gestellt. Für das öffentlich zugängliche Fest hatten Kindergarten- und Schulkinder verschiedene Auftritte einstudiert, welche sie in der grossen alten Turnhalle einem breiten Publikum präsentieren durften.

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Heute

Die Aktivitäten des Vereins sind in den letzten 40 Jahren in etwa ähnlich geblieben: nebst der Ludothek bietet der Verein diverse Kurse und Freizeitaktivitäten an, das Freischwimmen ist wie damals ein fixer Bestandteil unseres Angebots.

Der Kulturfünfliiber ist ebenfalls sehr beliebt und wird regelmässig durch die Lehrpersonen der Birsfelder Schulen in Anspruch genommen: Mit Hilfe dieses finanziellen Zustupfes pro Kind können kulturelle und sportliche Anlässe wie Theaterbesuche oder ein Nachmittag auf der Kunschdi ermöglicht werden.

Der Verein versteht seine Aufgabe nach wie vor in der Förderung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Orientierungsprozessen, bei der Alltagsgestaltung und Lebensbewältigung sowie bei der Entwicklung ihrer sozialen, kulturellen und persönlichen Identität. In der Entwicklung und Durchführung unserer Angebote orientieren wir uns an den Bedürfnissen und Interessen der jeweiligen Zielgruppen.

Jugendfest von 1912

Umzug vor dem alten Polizeiposten und dem heutigen Hotel Alfa.

Jugendfest 1935

Im Hintergrund die Alte Turnhalle, links das Xaver Gschwind-Schulhaus.

Verein für die Schuljugend Birsfelden

Jugendfest 1935

Kinder besammeln sich für den Umzug vor dem Bethelgarten an der Kirchstrasse.

Verein für die Schuljugend Birsfelden

Jugendfest 1935

Umzug durch das Dorf.

Verein für die Schuljugend Birsfelden

Jugendfest 1956

Ein Weidling mit Kindergartenschülern an der Ecke Hardstrasse/Lärchengartenstrasse.

Verein für die Schuljugend Birsfelden

Jugendfest 1956

Sport und Spiel auf dem alten „Stierackerareal“.

Verein für die Schuljugend Birsfelden

EXPO 1964

Die Birsfelder Realschüler mit einem selbstgebauten Rheinschlepper an der Expo in Lausanne.

Das Seifenkistenrennen von 1979.

Verein für die Schuljugend

Tanja Perrot Hiltmann

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